Menschenrechtsverteidiger*innen aus dem Iran und Belarus unter den Preisträger*innen des Right Livelihood Awards 2020

Die inhaftierte iranische Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh, der US-amerikanische Bürgerrechtsanwalt Bryan Stevenson, die Aktivistin für die Rechte indigener Menschen und Umweltschutz Lottie Cunningham Wren aus Nicaragua sowie der pro-demokratische Aktivist Ales Bjaljazki zusammen mit dem Menschenrechtszentrum „Wjasna“ aus Belarus wurden als Preisträger*innen des Right Livelihood Awards 2020 ausgewählt. Das verkündete die schwedische Right Livelihood Foundation am Donnerstag.

Der 1980 ins Leben gerufene Right Livelihood Award unterstützt Menschen, die sich – teils unter Gefahr für Leib und Leben – für eine friedliche, gerechte und nachhaltige Welt für alle einsetzen. Durch die Ehrung mutiger Visionäre und den Aufbau wirkungsvoller Netzwerke auf der ganzen Welt will der Preis dringliche und langfristige gesellschaftliche Veränderungsprozesse fördern.

 

Die Preisträger*innen 2020 erhalten die Auszeichnung mit folgenden Begründungen:

Die inhaftierte Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh „für ihr furchtloses Engagement, unter hohem persönlichem Risiko, zur Förderung politischer Freiheiten und der Menschenrechte im Iran“.

Der Bürgerrechtsanwalt Bryan Stevenson „für sein inspirierendes Bestreben, die US-amerikanische Strafjustiz zu reformieren und Menschen zu versöhnen, im Angesicht des historischen Traumas des Rassismus“.

Die Aktivistin für die Rechte indigener Menschen und Umweltschutz Lottie Cunningham Wren aus Nicaragua „für ihren unermüdlichen Einsatz für den Schutz des indigenen Landes und der indigenen Gemeinschaften vor Ausbeutung und Plünderung“.

Der Menschenrechtsaktivist Ales Bjaljazki und das Menschenrechtszentrum „Wjasna“ „für ihren entschlossenen Kampf für die Verwirklichung von Demokratie und Menschenrechten in Belarus“.

Sotudeh ist die erste iranische Preisträgerin des Right Livelihood Awards; ebenso sind Bjaljazki und „Wjasna“ die ersten belarussischen Empfänger.

„Was die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger vereint, ist ihr Kampf für Gleichberechtigung, Demokratie, Gerechtigkeit und Freiheit“, sagte Ole von Uexküll, Direktor der Right Livelihood Foundation. „Mit ihrem Widerstand gegen ungerechte Rechtssysteme und diktatorische politische Regime stärken sie erfolgreich die Menschenrechte, fördern Zivilgesellschaften und prangern institutionelles Fehlverhalten an. Die diesjährige Auswahl der Preisträger*innen wirft ein Schlaglicht auf die weltweite Bedrohung der Demokratie. Es ist höchste Zeit, dass wir alle, die weltweit an die Demokratie glauben, aufstehen und einander unterstützen.“

Die vier von einer internationalen Jury ausgewählten Preisträger*innen erhalten jeweils ein Preisgeld von 1 Million SEK (etwa 95.000 EUR). Wie in den vergangenen Jahren wurden die Preisträger*innen in einem offenen Prozess nominiert, in dem ein jeder Einzelpersonen und Organisationen vorschlagen konnte. Die Würdigung der Preisträger*innen wird im Rahmen einer virtuellen Preisverleihung am 3. Dezember 2020 stattfinden.

 

Pressekontakt:

Internationale Medien: Emoke Bebiak, emoke.bebiak@rightlivelihood.org, +41 78 333 84 84

Deutschsprachige Medien: Julia Naumann und Nina Tesenfitz, presse@rightlivelihood.org,

+49 (0)170 5763 663

Spanischsprachige Medien: Nayla Azzinnari, nayla@rightlivelihood.org, +54 9 11 5460 9860

Schwedischsprachige Medien: Johannes Mosskin, johannes@rightlivelihood.org, +46 70 437 11 48

 

Hier finden Sie Fotos und Videos.

 

Der folgende Abschnitt enthält kurze Biografien und Zitate der Preisträger*innen sowie Informationen über den Right Livelihood Award.

Die inhaftierte iranische Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh

Nasrin Sotudeh ist eine iranische Rechtsanwältin, die sich unter dem repressiven iranischen Regime für Rechtsstaatlichkeit und die Rechte von politischen Gefangenen, oppositionellen Aktivistinnen und Aktivisten, Frauen und Kindern einsetzt. Derzeit verbüßt sie für ihren Widerstand gegen das drakonische Rechtssystem des Landes eine lange Haftstrafe. Trotz ihrer Inhaftierung und ständiger Drohungen gegen ihre Familie bleibt Sotudeh eine unbeugsame Verfechterin der Rechtsstaatlichkeit.

Unter der drakonischen iranischen Führung werden Menschenrechte und politische Opposition stark eingeschränkt. Besonders Frauen leiden wegen der strengen Auslegung des islamischen Gesetzes unter massiver Unterdrückung und Einschränkungen. Trotz pro-demokratischer Proteste in den letzten Jahren und heftiger internationaler Kritik an der Menschenrechtslage bleibt der Iran eines der repressivsten Regimes der Welt.

Sotudeh erlangte erstmals 2009 in Folge der Proteste gegen die Regierung nach den Präsidentschaftswahlen, der sogenannten „Grünen Revolution“, größere Bekanntheit. Sie verteidigte vor Gericht mehrere Aktivistinnen und Aktivisten, die während des aggressiven Vorgehens der Regierung gegen die Demonstrationen verhaftet worden waren, darunter Heshmat Tabarzadi, den Anführer der verbotenen Oppositionsgruppe Demokratische Front Iran. Sotudeh vertrat auch die iranische Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. Als Mitglied der Organisation „Schritt für Schritt gegen die Todesstrafe“ (LEGAM) kämpfte Sotudeh für die Abschaffung der Todesstrafe im Iran. Jüngst verteidigte sie einige Frauen, die 2018 auf der Straße ihre Kopftücher abgenommen hatten, um gegen das rigide iranische Gesetz zu protestieren, das das Tragen eines Hijabs verlangt. Auch hat sich Sotudeh gegen die Todesstrafe für minderjährige Straftäter engagiert.

Ihr unermüdlicher Einsatz für die Gerechtigkeit hat Sotudeh seit 2010 mehrfach ins Gefängnis gebracht, auch in Einzelhaft. Im März 2019 wurde sie unter erfundenen Anschuldigungen, unter anderem „Schüren von Korruption und Prostitution“, zu 38 Jahren Haft und 148 Peitschenhieben verurteilt. Während der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 trat Sotudeh mehrfach in Hungerstreik, um gegen die andauernde willkürliche Inhaftierung politischer Gefangener unter katastrophalen Bedingungen in iranischen Gefängnissen zu protestieren.

Sotudehs Beharren auf Rechtsstaatlichkeit und ihr unnachgiebiger Kampf gegen Unterdrückung haben sie zu einem Symbol des Kampfes für Gerechtigkeit im Iran gemacht.

Biografische Daten

Geburtsort: Teheran, Iran

Geburtsdatum: 29. Mai 1963

Ausbildung: Shahid-Beheshti-Universität (Master-Abschluss in Völkerrecht)

Zitat von Reza Khandan, Ehemann von Nasrin Sotudeh

„Herzlichen Dank an die schwedische Right Livelihood Foundation für die Verleihung ihrer diesjährigen Auszeichnung an Nasrin und drei weitere Menschenrechtsaktivistinnen und ‑aktivisten.

Unsere Familie macht schwierige Zeiten durch. Die Maßnahmen der iranischen Regierung gegenüber Nasrin und unserer Familie sind in einigen Fällen jenseits aller Vorstellungskraft. Nasrins Bankkonten wurden gesperrt, unsere Tochter Mehraveh festgenommen, ich wurde festgenommen, Nasrin zu schwindelerregenden 38,5 Jahren Gefängnis und Peitschenhieben verurteilt. Die iranische Regierung glaubt, sie könne unsere Familie durch noch schlimmere Übergriffe zerstören. In der Hoffnung, dass sie ihre Ziele erreichen kann, hat sie Druck auf unsere gesamte Familie ausgeübt. Ich bin so besorgt über Nasrins Zustand, dass ich anfange, das Schlimmstmögliche zu befürchten, etwas, woran ich vorher noch nie gedacht hatte.

Diese Belastung ohne Unterstützung zu ertragen, hier und international, wäre unmöglich. Die Geschwindigkeit und Kraft dieser Unterstützung scheinen schwerer zu wiegen als der Druck der Regierung.“

 

Der US-amerikanische Bürgerrechtsanwalt Bryan Stevenson

Bryan Stevenson ist ein führender US-amerikanischer Bürgerrechtsanwalt. Sein Ziel ist die Reform des Strafrechtssystems zur Gewährleistung gleicher Rechte für alle. Da die Ungerechtigkeit des Systems People of Color überproportional stark betrifft, hat Stevenson sein Leben dem Streben nach Gleichberechtigung der Ethnien und der Anfechtung des historischen Erbes des institutionellen Rassismus in den USA gewidmet. Stevensons jahrzehntelanger Kampf für die Marginalisierten, darunter auch Menschen im Todestrakt, hat den Weg für eine gerechtere Gesellschaft geebnet.

Stevensons Engagement wurzelt in der Erkenntnis, dass die Gesellschaft und das Justizsystem aufgrund der unbewältigten Geschichte der Sklaverei und der Ideologie der White Supremacy in den USA von systemischem Rassismus durchdrungen sind. Das zeigt sich auch darin, dass die USA die höchste Inhaftierungsrate der Welt haben, wobei People of Color und arme Menschen überdurchschnittlich häufig betroffen sind.

Im Jahr 1989 gründete Stevenson die Organisation, die sich heute Equal Justice Initiative (EJI) nennt und sich seit Jahrzehnten für Menschen in der Todeszelle einsetzt. Jedes Jahr vertreten sie Hunderte von Menschen im Strafrechtssystem und haben für mehr als 140 unrechtmäßig zum Tode Verurteilte eine Entlassung, Hafterleichterung oder Urteilsrevision erwirkt. Stevenson ist ein lautstarker Gegner der Todesstrafe. Vor dem Obersten Gerichtshof der USA hat er Prozesse geführt und gewonnen, welche die Rechte von Menschen mit psychischen Krankheiten im Strafrechtssystem und die Rechte Minderjähriger, die strafrechtlich als Erwachsene verfolgt wurden, gestärkt haben. Ein weiterer wichtiger Teil seiner Arbeit waren Kampagnen gegen übermäßig hohe Strafen, die unverhältnismäßig oft gegen arme Menschen und People of Color verhängt werden.

Stevenson und die EJI haben sich stark in der Dokumentation der Geschichte der Sklaverei, der Lynchmorde und der Rassentrennung in den USA engagiert und sowohl ein Museum als auch ein Denkmal in Montgomery (Alabama) eröffnet. Durch seine Forderung nach einem gesamtgesellschaftlichen Prozess der Aufarbeitung der Sklaverei und der Ideologie der White Supremacy in den USA bereitet Stevenson den Boden für die strukturellen Veränderungen, die für einen gesellschaftlichen Prozess der Heilung von der langen und gewalttätigen Geschichte der Ungerechtigkeit gebraucht werden.

Stevensons leidenschaftlicher Einsatz für die von der Gesellschaft Verurteilten und an den Rand Gedrängten wirft ein Licht auf den inneren Wert eines jeden Menschen. Wie er in seinen 2014 erschienenen Memoiren mit dem Titel Just Mercy schrieb: „Jeder und jede von uns ist mehr als das Schlimmste, was wir je getan haben.“

Biografische Daten

Geburtsort: Milton, Delaware, USA

Geburtsdatum: 14. November 1959

Ausbildung: Eastern University, Harvard Law School (Dr. jur.) und Harvard School

of Government (Master-Abschluss in Public Policy)

Zitat von Stevenson:

„Es ist eine große Ehre, einen derart prestigeträchtigen Preis zu erhalten. Er ist eine Bestätigung und eine enorme Ermutigung und fällt in eine Zeit großer Unsicherheit und Sorge hinsichtlich unserer Bemühungen für mehr Gerechtigkeit in Amerika.“

„Wir arbeiten gerade intensiv an Projekten, die darauf zielen, dass unsere Nation einen ehrlicheren Umgang mit ihrer Geschichte der Ungerechtigkeit und Ungleichheit findet. Die Auszeichnung wird uns dabei helfen, diese Arbeit voranzubringen.“

 

Die Aktivistin für die Rechte indigener Menschen Lottie Cunningham Wren aus Nicaragua

Lottie Cunningham Wren ist eine Rechtsanwältin aus der Volksgruppe der Miskito und verteidigt die Rechte indigener Völker in Nicaragua auf ihr Land und ihre Ressourcen. Sie hat entscheidend zu ihrem rechtlichen Schutz beigetragen, so etwa durch die Einleitung eines Prozesses zur Festlegung von Grundstücksgrenzen und der Vergabe von Eigentumsurkunden für indigenes Land in Nicaragua. Auch hat sich Cunningham für die Wahrung der Menschenrechte indigener Völker und afro-nicaraguanischer Bevölkerungsgruppen, ihren Schutz und den Schutz ihrer Existenzgrundlagen vor bewaffneten Siedlern eingesetzt.

Weltweit – aber insbesondere in Lateinamerika – haben indigene Gemeinschaften mit einer Vielzahl existenzbedrohender Gefahren zu kämpfen, angefangen von Landgrabbing und Ausbeutung ihrer natürlichen Ressourcen bis hin zu Gewalt. In Nicaragua hat die Mehrheit der indigenen und afro-nicaraguanischen Gemeinschaften unter bewaffneten Siedlern zu leiden, die auf indigenem Land Vieh weiden lassen oder Holz schlagen und gleichzeitig die Gemeinschaften von ihrem Ackerland und aus ihren Dörfern verdrängen. In Folge der staatlichen Förderung der Rohstoffindustrie werden lebenswichtige natürliche Ressourcen, wie zum Beispiel saubere Wasserquellen, häufig zerstört.

Indem sie sich auf nationale und internationale Gesetze berief, gelang es Cunningham, Landrechte für indigenen Boden in Nicaragua durchzusetzen. Damit leistete sie Pionierarbeit für juristische Strategien, die seither von indigenen Gemeinschaften auf der ganzen Welt erfolgreich zur Demarkation ihrer Gebiete eingesetzt werden. Auch hat Cunningham gezeigt, dass der Schutz indigenen Landes eine wesentliche Bedeutung für den Schutz der lokalen Ökosysteme hat. Sie spielte eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung gegen den geplanten „Großen Interozeanischen Kanal“ in Nicaragua, ein chinesisch finanziertes Regierungsprojekt zur Verbindung des Atlantischen und des Pazifischen Ozeans. Der Kanal soll indigene Gebiete durchschneiden, würde ihre Bewohner zu Umsiedlungen zwingen und lebenswichtige Ökosysteme zerstören.

Als leidenschaftliche Anwältin ihres Volkes hat sich Cunningham auch für die Stärkung der Rechte indigener Frauen engagiert, Programme gegen häusliche Gewalt ins Leben gerufen und dafür gesorgt, dass Frauen in Entscheidungsgremien vertreten sind. Auch widmet sie sich der Aufgabe, Jugendlichen zu vermitteln, wie sie die Achtung ihrer Menschenrechte einfordern und Menschenrechtsverletzungen bekannt machen können.

Trotz Drohungen und Einschüchterung engagiert sich Cunningham unbeirrt für die Stärkung und den Schutz indigener Gemeinschaften vor all den Kräften, die deren Land ausbeuten wollen.

Biografische Daten

Geburtsort: Bilwaskarma, ein Miskito-Dorf am Rio Coco auf der Atlantik-Seite Nicaraguas

Geburtsdatum: 29. September 1959

Ausbildung: 1994 Abschluss als Dr. jur. an der Zentralamerikanischen Universität, Managua

Zitat von Cunningham:

„Ich bin zutiefst dankbar für diese Ehrung, und ich möchte mich bei der Right Livelihood Foundation aufrichtig für die Würdigung des Einsatzes meines Volkes, meines Teams und mir bedanken. Mit Demut nehme ich diese Auszeichnung im Namen der indigenen Menschen an der Karibikküste Nicaraguas entgegen, insbesondere derer, die für die Verteidigung ihres Landes und unserer Mutter Erde ihr Leben gegeben haben. Der Preis wird uns dabei helfen, unseren Kampf in dieser entscheidenden Zeit sichtbar zu machen, in der die Menschen mit einem humanitären Notstand konfrontiert sind und Nicaragua eine der fundamentalsten Menschenrechtskrisen in seiner Geschichte durchlebt.“

 

Der pro-demokratische belarussische Aktivist Ales Bjaljazki und das Menschenrechtszentrum „Wjasna“

Ales Bjaljazki ist ein Menschenrechtsaktivist in Belarus, der seit fast 30 Jahren für Demokratie und Freiheit kämpft. Im Jahr 1996 gründete er zur Unterstützung politischer Gefangener das Menschenrechtszentrum „Wjasna“ in Minsk. Inzwischen ist dieses zur führenden Nichtregierungsorganisation des Landes geworden und trägt durch die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen und die Beobachtung von Wahlen zur Entwicklung der Zivilgesellschaft in Belarus bei.

Das von Präsident Alexander Lukaschenko regierte Belarus wird häufig als „letzte Diktatur Europas“ bezeichnet. Dieser Titel geht auf Lukaschenkos autoritäre Herrschaft zurück, unter der Wahlen gefälscht, oppositionelle Stimmen zum Schweigen gebracht und die Zivilgesellschaft durch staatliche Institutionen, die faktisch direkt an die sowjetische Vergangenheit des Landes anknüpfen, stark einschränkt wird. Auch ist Belarus das einzige Land auf diesem Kontinent, das immer noch an der Todesstrafe festhält.

Seit Mitte der 1980er Jahre führt Bjaljazi keine gewaltlose und überparteiliche Kampagne zur Verwirklichung demokratischer Freiheiten und der Schaffung einer lebendigen Zivilgesellschaft in Belarus. Ein Teil seiner Arbeit war der Einsatz für die Abschaffung der Todesstrafe. Als aktives Mitglied der nationalen Menschenrechtsbewegung wurde Bjaljazki verhaftet und verbrachte aufgrund erfundener Anschuldigungen mehrere Jahre im Gefängnis – ein Versuch der belarussischen Behörden, seine Aktivitäten zu unterbinden. Ebenso hat die Regierung wiederholt „Wjasna“ und seine Mitglieder ins Visier genommen.

Trotzdem sind Bjaljazki und „Wjasna“ durch ihre beharrlichen und langjährigen Bemühungen, die Menschen in Belarus zum Widerstand zu befähigen und ihre demokratischen Rechte zu gewährleisten, eine unaufhaltbare Kraft für die Freiheit geworden. Während der pro-demokratischen Proteste und auch der jüngsten Großdemonstrationen im Nachgang der manipulierten Präsidentschaftswahlen 2020 engagierte sich „Wjasna“ als wichtiger Akteur für die Forderungen nach Versammlungsfreiheit, die Verteidigung der Rechte derjenigen, die wegen der Proteste verhaftet wurden, und die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen. Bjaljazki ist Mitglied des im April 2020 von Opposition und Zivilgesellschaft gegründeten Koordinierungsrates, welcher das Ziel eines friedlichen Machtübergangs im Land verfolgt.

Bjaljazki und „Wjasna“ stehen für die Vielzahl mutiger Menschen, die unter hohem persönlichem Risiko gegen Lukaschenkos diktatorisches Regime protestieren. Mit ihrem langjährigen Einsatz für Demokratie und Freiheit haben Bjaljazki und „Wjasna“ einen wesentlichen Grundstein für eine friedliche und demokratische Gesellschaft in Belarus gelegt.

Biografische Daten zu Ales Bjaljazki

Geburtsort: Karelien, Russland

Geburtsdatum: 25. September 1962

Ausbildung: 1984 Abschluss an der Fakultät für Geschichte und Philologie der Staatlichen Universität Gomel; 1989 Promotion am Institut für Literatur der Akademie der Wissenschaften in Minsk

Zitat von Bjaljazki:

„Den angesehenen Right Livelihood Award zu erhalten, bedeutet eine zusätzliche Verpflichtung. Mir ist vollkommen klar, dass es sich um eine historische Fügung verschiedener Umstände handelt – nämlich den tragischen und gleichzeitig wunderbaren Kampf meines Volkes für Gerechtigkeit, seine Opfer und seine Selbstlosigkeit –, die dazu geführt haben, dass Menschenrechtsarbeit in Belarus dieses Jahr notwendiger und relevanter denn je geworden ist. Diese Auszeichnung ist eine moralische Unterstützung für alle Belarussinnen und Belarussen, die sich für einen demokratischen Wandel starkmachen. Ich hoffe, dass die internationale Aufmerksamkeit, die durch diesen Preis entsteht, dazu beiträgt, dass die Arbeit des Menschenrechtszentrums „Wjasna“ in Belarus noch wirkungsvoller und weniger gefährlich wird.“

 

Über den Right Livelihood Award

Der 1980 ins Leben gerufene Right Livelihood Award, auch bekannt als „Alternativer Nobelpreis“, unterstützt Menschen, die sich – teils unter Gefahr für Leib und Leben – für eine friedliche, gerechte und nachhaltige Welt für alle einsetzen. Durch die Ehrung mutiger Visionäre und den Aufbau wirkungsvoller Netzwerke auf der ganzen Welt will der Preis dringliche und langfristige gesellschaftliche Veränderungsprozesse fördern. Mit den diesjährigen Preisträger*innen wurden seither 182 Menschen aus 72 Ländern ausgezeichnet.

Die in Stockholm ansässige Right Livelihood Foundation, die den Preis vergibt, versteht sich als Megafon und Schutzschild für die Preisträger*innen und begleitet diese dauerhaft. Die Stiftung genießt Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen.

Jede Person kann Kandidat*innen für den Right Livelihood Award vorschlagen. Nach sorgfältiger Prüfung durch das Research-Team wählt eine internationalen Jury die Preisträger*innen aus. Anders als bei den meisten anderen internationalen Auszeichnungen gibt es beim Right Livelihood Award keine Kategorien. Denn oft sind es gerade neue, übergreifende Wege und Lösungsansätze, die den Problemen unserer Zeit am besten gerecht werden.

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