STOCKHOLM – Die diesjährigen Preisträger*innen des Right Livelihood Awards haben einen nachhaltigen Einfluss – nicht nur auf lokaler Ebene, sondern weltweit. Unterdrückung und Ausbeutung setzen die Preisträger*innen ihr gewaltfreies Engagement entgegen.
Angesichts von Krieg und Gewalt in vielen Teilen der Welt zeigen die Preisträger*innen, dass der Weg nach vorn nur mit friedlichen Mitteln, durch die Stärkung lokaler Bündnisse und die Verpflichtung zur Wahrheit gelingen kann. Ihr Wirken macht sie in diesen herausfordernden Zeiten zu wichtigen Hoffnungsträger*innen und Vorbildern.
Der Right Livelihood Award 2024 geht an
Joan Carling (Philippinen) „für die Stärkung indigener Stimmen angesichts des globalen ökologischen Kollapses und ihre Führungsrolle bei der Verteidigung von Menschen, Land und Kultur“,
Issa Amro und Youth Against Settlements (Palästina) „für ihren unerschütterlichen gewaltfreien Widerstand gegen die illegale israelische Besatzung und dafür, das zivile Engagement von Palästinenser*innen mit friedlichen Mitteln zu fördern“,
Anabela Lemos and Justiça Ambiental! (Mosambik) „weil sie Menschen dazu befähigen, für ihre Rechte einzutreten, sich ausbeuterischen Großprojekten entgegenzustellen und ökologische Gerechtigkeit einzufordern“,
und Forensic Architecture (Großbritannien) „für die Entwicklung interdisziplinärer und digitaler forensischer Methoden, im Namen von Gerechtigkeit und Würde für die Opfer von Menschen- und Umweltrechtsverletzungen.“
„Die Preisträger*innen 2024 zeigen, was gewaltfreier Widerstand und Wahrheitsfindung bewirken können“, sagt Ole von Uexküll, Direktor von Right Livelihood. „Angesichts von Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung in der Welt zeigen die diesjährigen Preisträger*innen Wege zu einer gerechten, friedlichen und nachhaltigen Zukunft. Ihr Engagement sollte uns alle inspirieren, mutiger zu sein. Denn jede und jeder kann etwas beitragen für eine sichere Zukunft.“
Lemos und Justiça Ambiental! sind die ersten Right Livelihood-Preisträger*innen aus Mosambik.
Die Preisträger*innen stehen für Einzelinterviews zur Verfügung und werden am Tag der Bekanntgabe auf Online-Pressekonferenzen sprechen.
Seit 45 Jahren ehrt Right Livelihood außergewöhnliche Persönlichkeiten und Organisationen, die sich erfolgreich für Frieden, Nachhaltigkeit und eine gerechte Welt für alle einsetzen. Der Preis ist mit einer langfristigen Unterstützung verbunden, um die Arbeit der Preisträger*innen zu stärken und bekannter zu machen.
Für 2024 wurden 176 Nominierte aus 72 Ländern berücksichtigt. Zu den bisherigen Preisträger*innen gehören die ukrainische Menschenrechtsverteidigerin Oleksandra Matwijtschuk, der kongolesische Gynäkologe und Frauenrechtler Dr. Denis Mukwege und der US-amerikanische Bürgerrechtsanwalt Bryan Stevenson.
Die Preisträger*innen des Jahres 2024 werden am Mittwoch, den 4. Dezember 2024 in Stockholm geehrt. Die Preisverleihung wird live gestreamt.
Fotos und Videos der neuen Preisträger finden Sie hier.
Bitte beachten Sie unser aktualisiertes Logo! Weitere Informationen finden Sie in unserer Pressemappe.
Ansprechpartner*innen für die Medien
- Internationale Medien: Emoke Bebiak, emoke.bebiak@rightlivelihood.org, +41 78 333 84 84, und Sydney Nelson, sydney.nelson@rightlivelihood.org, +46 73 043 13 01
- Deutschsprachige Medien: Julia Naumann und Nina Tesenfitz, presse@rightlivelihood.org, +49 170 5763 663
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- Spanische Medien: Nayla Azzinnari, nayla@rightlivelihood.org, +54 9 11 5460 9860
- Skandinavische Medien: Sonja Leister, sonja.leister@arenagruppen.se, +46 736 541319
- Fotos, videos: Mikaela Fredrikson, mikaela.fredrikson@rightlivelihood.org
Kurzbiografien der Preisträger*innen 2024
Joan Carling
Joan Carling ist eine indigene Aktivistin aus den Philippinen, die sich seit mehr als 30 Jahren für die Rechte indigener Völker einsetzt. Ihr Wirkungsfeld reicht von der Basis bis zur internationalen Ebene und umfasst Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung, Klimagerechtigkeit und den Kampf gegen Landraubbau. Seit Ende der 1990er Jahre hat Carling mehrere Organisationen für die Rechte indigener Völker geleitet. Sie trägt bis heute entscheidend dazu bei, Indigenen in den Philippinen, in Asien und weltweit Gehör zu verschaffen. Ihr Ziel ist es, die systematische Ausgrenzung und Kriminalisierung indigener Gemeinschaften zu beenden.
Carling hat dieser Arbeit ihr Leben gewidmet, oft unter großen persönlichen Risiken. Sie wurde zu Unrecht verhaftet, als Terroristin bezeichnet, fälschlicherweise eines Verbrechens beschuldigt und erhielt Morddrohungen. Sie kämpft trotzdem weiter für die Rechte indigener Völker, hilft ihnen, ihr Land zu verteidigen und sich gegen die Ausbeutung durch große Unternehmen und staatliche Interessen zur Wehr zu setzen.
Carlings Engagement hat viele Spuren hinterlassen: So konnten für Mensch und Umwelt zerstörerische Bergbauprojekte verhindert werden, gegen die sich indigene Gemeinschaften gewehrt hatten. Die Vereinten Nationen befassten sich aufgrund Carlings Einsatzes mit den Rechten indigener Frauen. Ihre Arbeit in den Philippinen, einem der gefährlichsten Länder für indigene Völker, wo Aktivist*innen häufig angegriffen, getötet und gewaltsam vertrieben werden, ist besonders wichtig. Sie unterstützt die Menschen, sich zu wehren und sich für die Verteidigung ihrer Rechte und den Schutz des Landes aktiv einzusetzen.
Biografische Informationen
Joan Carling
Geburtsort: Baguio City, Philippinen
Geburtsdatum: 30.Juni 1963
Zitat von Joan Carling:
„Diese Würdigung ist ein starkes Signal – nicht nur für mich, sondern für alle Aktivist*innen –, dass unsere Arbeit anerkannt wird. Sie ermutigt andere, weiter für die Menschenrechte zu kämpfen, und zeigt, dass das Eintreten für die richtige Sache weltweite Auswirkungen haben kann.“
Issa Amro and Youth Against Settlements
Issa Amro ist ein palästinensischer Menschenrechtsaktivist, der sein Leben dem friedlichen Widerstand gegen die israelische Besatzung in der Stadt Hebron im Westjordanland gewidmet hat. Zusammen mit der von ihm gegründeten Aktivist*innengruppe Youth Against Settlements (YAS) ist er zu einer führenden Stimme der gewaltfreien Bewegung geworden, die sich für eine Zukunft einsetzt, in der Palästinenser*innen frei und in Würde leben können. Sein Engagement brachte ihm internationale Anerkennung. Sein konsequentes Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit steht in deutlichem Gegensatz zur Gewalt infolge der israelischen Besatzung.
Amro und YAS haben erfolgreich lokale und internationale Verbündete mobilisiert, um sich mit friedlichen Mitteln gegen die andauernde israelische Besatzung zur Wehr zu setzen. YAS spielt eine wichtige Rolle bei der Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen, der Organisation von Protesten und der Unterstützung der Palästinenser*innen in Hebron, die unter ständiger Bedrohung und Angriffen durch israelische Siedler*innen und dem Militär leben. YAS dienen auch als Inspiration für den gewaltfreien Widerstand in anderen palästinensischen Städten, die unter israelischer Besatzung stehen.
Amro und seine Gruppe stehen unter ständiger Beobachtung seitens der Siedler*innen, des israelischen Militärs und auch der Palästinensischen Behörde. Amro ist inhaftiert, gefoltert, auf der Straße angegriffen, aus seinem Haus vertrieben und vor Gericht schikaniert worden. Dennoch hat er stets an seinem Bekenntnis zum gewaltfreien Widerstand festgehalten. Aus seiner Sicht ist diese Protestform der einzige Weg, Gerechtigkeit und Frieden für das palästinensische Volk zu erreichen.
Biografische Informationen
Issa Amro
Geburtsort: Hebron, Palästina
Geburtsdatum: 13. April. 1980
Youth Against Settlements
Hauptsitz: Hebron, Palästina
Gegründet in: 2007
Zitat von Issa Amro:
„Die Auszeichnung macht mich glücklich und stolz. Der Preis motiviert und inspiriert mich, meine harte Arbeit zur Verteidigung der Menschenrechte in Palästina fortzusetzen – um die Rechte der palästinensischen Kinder, die Rechte der palästinensischen Frauen und das Recht des palästinensischen Volkes zu verteidigen, damit diese in Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit in ihrem Land leben können.“
Anabela Lemos und Justiça Ambiental!
Anabela Lemos ist eine Umweltaktivistin aus Mosambik und Direktorin von Justiça Ambiental! (JA!), einer Organisation, die sich für ökologische Gerechtigkeit einsetzt. Seit mehr als 20 Jahren kämpfen Lemos und JA! gegen die Bauvorhaben großer Konzerne, durch die Menschen aus ihren Dörfern vertrieben werden, Lebensgrundlagen zerstört und der Klimawandel verstärkt wird. Ihre herausragende Rolle in der „Say No to Gas Campaign“ verhalf den Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen infolge von Flüssigerdgas-Förderprojekten (LNG) im Norden Mosambiks zu internationaler Aufmerksamkeit.
Insbesondere die erfolgreiche internationale Kampagne gegen Mozambique LNG, einem 24-Milliarden-US-Dollar-Gasförderprojekt in Cabo Delgado, an dem auch der Konzern TotalEnergies beteiligt ist, machte JA! bekannt. Gegen dieses Projekt hat die Organisation Bündnisse in mehr als 23 Ländern geschlossen. Gemeinsam haben sie Nachweise zusammengetragen, die die Schäden für die lokale Bevölkerung belegen. Sie haben Menschenrechtsverletzungen und Unternehmenskriminalität aufgedeckt und den Bau des Gasförderprojekts von Mozambique LNG erfolgreich verzögert.
Obwohl Lemos und JA! einem repressiven politischen Klima ausgesetzt sind, verschaffen sie ihrer Basis auf der internationalen Bühne Gehör und beweisen, dass der Kampf für Umweltgerechtigkeit Grenzen überwinden kann. Ihre Arbeit hat lokale Gemeinden in die Lage versetzt, ihre Rechte zu verteidigen und den Weg für eine Zukunft zu ebnen, in der die Umwelt- und Menschenrechte aller Menschen geachtet werden.
Biografische Informationen
Anabela Lemos
Geburtsort: Maputo, Mosambik
Geburtsdatum: 18. Februar 1953
Justiça Ambiental!
Hauptsitz: Maputo, Mosambik
Gegründet: 2004
Zitat von Anabela Lemos
„Der Preis gibt uns Sichtbarkeit und sowohl mir als auch Justiça Ambiental! die Gewissheit, dass unsere Arbeit wertvoll und wichtig ist. Er zeigt, dass wir nicht einfach eine Gruppe von Menschen sind, die sich vermeintlich grundlos gegen Fortschritt stellen. Wir gehen Risiken ein, weil wir vom Sinn unserer Arbeit überzeugt sind.”
Forensic Architecture
Forensic Architecture (FA) ist ein innovatives interdisziplinäres Forschungsprojekt, um Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen multidimensional zu dokumentieren. FA nutzt modernste Open-Source-Intelligence (OSINT) und digitale Modellierungen. Forensic Architecture ist an der Goldsmiths University of London angesiedelt und kombiniert fortschrittliche Technologie mit Zeugenaussagen und historischen Quellen. Damit erstellt FA eindrückliche visuelle und räumliche Rekonstruktionen, die in Gerichtsverfahren weltweit als Beweismittel verwendet werden.
Seit seiner Gründung 2010 ist Forensic Architecture führend in der Entwicklung neuer Methoden, die Technologie mit Menschenrechtsarbeit verbinden. FA hat über 100 Forschungsprojekte durchgeführt und dabei beispielsweise neue Fakten über historische Ereignisse wie den deutschen kolonialen Völkermord an den Nama und Herero in Namibia 1904-1908 ebenso wie über den Brand im Grenfell Tower in London 2017 aufgedeckt. Ihre innovativen Methoden setzen nicht nur neue Maßstäbe für Rechenschaftspflicht, sondern helfen Überlebenden, ihre Traumata zu verarbeiten.
In einer Zeit, in der Wahrheit und Fakten systematisch in Frage gestellt werden – auch von Regierungen – liefert die Arbeit von Forensic Architecture eine neue, umfassende Herangehensweise bei der Dokumentation komplexer Geschehnisse. Dank ihres kollaborativen Ansatzes, der Zusammenarbeit mit lokalen Expert*innen und Zeug*innen sowie der Entwicklung und Weitergabe neuer Beweistechniken hat die Arbeit der Organisation eine erhebliche Wirkmacht in internationale Gerichtsverfahren und Menschenrechtsuntersuchungen. Auf diese Weise trägt sie dazu bei, Täter*innen zur Verantwortung zu ziehen und Gemeinschaften in die Lage zu versetzen, Gerechtigkeit einzufordern.
Biografische Informationen
Forensic Architecture
Hauptsitz: London, Vereinigtes Königreich
Gegründet in: 2010
Zitat von Eyal Weizman, Gründer und Direktor:
„Ich sage immer, dass ich lieber Fälle als Preise gewinne, aber gerade in dieser Zeit, die von schlimmster, zerstörerischer Gewalt geprägt ist, ist der Right Livelihood Award genau die Auszeichnung, die ich mir für Forensic Architecture gewünscht habe. Zu den bisherigen Preisträger*innen gehören einige der Menschen, die ich am meisten bewundere, und es ist besonders schön, diesen Preis zusammen mit meinem Freund Issa aus Palästina zu erhalten. Der Right Livelihood Award verkörpert den Geist von Hartnäckigkeit und Widerstand und hilft uns dabei, den mächtigen Kräften, mit denen wir aktuell konfrontiert sind, entschlossen entgegenzutreten.
Über Right Livelihood
Seit über 40 Jahren unterstützt Right Livelihood couragierte Menschen, die sich den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit stellen. Jedes Jahr ehrt die Stiftung außergewöhnliche Persönlichkeiten und Organisationen, die sich erfolgreich für Frieden, Nachhaltigkeit und eine gerechte Welt für alle einsetzen.
198 Preisträger*innen aus 77 Ländern haben den Right Livelihood Award bisher erhalten. So schafft Right Livelihood ein weltweites, stetig wachsendes Netzwerk engagierter Visionär*innen und fördert nachhaltigen gesellschaftliche Wandel.
Der Right Livelihood Award wurde 1980 ins Leben gerufen, nachdem die Nobelstiftung den Vorschlag abgelehnt hatte, auch Persönlichkeiten oder Organisationen zu würdigen, die in den Bereichen Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit Außerordentliches leisten. Insbesondere Changemaker aus dem Globalen Süden sollten mit dem Preis größere Aufmerksamkeit erhalten.
Die Arbeit von Right Livelihood geht weit über die Auszeichnung hinaus: Die Stiftung begleitet ihre Preisträger*innen ein Leben lang, trägt ihre innovativen Lösungsansätze in die Öffentlichkeit, bringt sie mit anderen wichtigen Akteur*innen weltweit zusammen und steht an ihrer Seite, wenn sie Schutz brauchen.
Die Stiftung hat ihren Hauptsitz in Stockholm sowie eine Niederlassung in Genf. Right Livelihood verfügt über den besonderen Konsultativstatus bei den Vereinten Nationen.